Der Freikampf
Der Freikampf ist bei Gladiatores ein sehr wichtiges Thema. Jedes Jahr Anfang Dezember findet bei uns mit dem "Tournament" ein großes HEMA Turniere statt.
Auf dieses Ereignis freuen sich unsere Fechter und auch die gesamte Schule. Das freie Training mit Fechtmaske und Schutzausrüstung gehört zu unserem Fortgeschrittenen-Programm und unsere "Gesellen" müssen darüber hinaus auch in ihren Prüfungen zeigen, dass sie die letzten Jahre nicht nur Technik studiert, sondern sich ebenso im Kampf geschult haben.
Kurszeiten:
- Samstag 17:00 - 19:00 Freikampf Ausbildung
- Freitag 20:30 - 22:30 freies Sparring unter Aufsicht eines Trainers
Die Gladiatores Freikampf Ausbildung
Unser Komplettes Konzept als PDF
Mit der notwendigen Ausrüstung und einiger Erfahrung - wir sprechen so von ca. 1 Jahr Grundschultraining könnt ihr in unsere Freikampf - Ausbildung einsteigen. Hier soll es unseren Mitgliedern und Interessierten ermöglicht werden, strukturiert und effektiv in den Freikampf einzusteigen.
Es werden nicht nur Schwertkampf - Technik an sich, sondern vor allen Dingen auch Beweglichkeit, Fitness und taktische Elemente des Kampfes trainiert. Vor allen Dingen wird auf die doch starken Unterschiede des Kampfes in Schutzausrüstung und den "realen" historischen Techniken bezug genommen und die durch die starke Panzerung veränderte Beweglichkeit eingegangen und trainiert.
Freitags ab 20:30 Uhr können dann erfahrene Schüler im freien Sparring diese Techniken anwenden und für Turniere üben.
In folgenden PDFs ist diese Freikampfausbildung bei uns sehr ausführlich erklärt und auch die notwendige Schutzausrüstung beschrieben.
Freikampf Konzept & Ausbildung PDF
Eine kritische Auseinandersetzung ...
Dennoch gibt es leider einige Faktoren, aufgrund derer man den Freikampf, wie er heute und aktuell stattfindet, aus einem kritischen Licht heraus betrachten muss. Bei diesen Betrachtungen spielen Beobachtungen der Freikampf - Szene generell, die Betrachtung der aktuellen fechterischen und technischen Möglichkeiten des Freikampfes und die aus viel eigener Wettkampferfahrung gezogenen Schlüsse eine Rolle.
1. Unzureichend geistige und körperliche Vorraussetzung vieler Fechter
Der Freikampf ist eine Disziplin, die vielen Fechtern, welche in HEMA und das Schwertfechten einsteigen, großen Spaß bereitet und eine fast unausweichliche Anziehungskraft ausübt. Das "sich Messen" mit einem Langschwert o.ä. hat etwas sehr Faszinierendes.
Zahlreiche anspruchsvolle körperliche und geistige Faktoren spielen beim "freien Kampf" eine wichtige Rolle. Dennoch haben viele, die sich zum ersten Mal mit dem Freifechten befassen, über Jahre hinweg wenig Sport betrieben, verfügen oft über kaum Erfahrung mit Kampfsport an sich und waren darüber hinaus noch nie in einer Sparringsituation unter Wettkampfbedingungen. Damit setzen sie sich und dem Partner unkalkulierbaren Risiken aus. Der freie Kampf oder das Sparing ist etwas, das in fast allen anderen verantwortungsvoll geführten Kampfschulen (egal welchen Stils) erst nach einer gewissen Zeit erlaubt ist. Es ist beispielweise undenkbar, eine MMA Schule zu besuchen und schon nach wenigen Wochen oder Monaten an einem "Vollkontakt" - Sparring teilnehmen zu dürfen. Oft gehen bis zu diesem Punkt Jahre des konzentrierten Training ins Land.
Aus diesen Gründen sollte dies beim beim europäischen Schwertkampf, bei HEMA erst recht ebenso gehandhabt werden. Denn mit voller Trefferabsicht durch Stich oder Hieb aufeinander einzudringen, mit einer aktuell noch lange nicht optimalen Schutzausrüstung, das sollte den Kontrahenten erst nach 2 - 3 Jahren Kampfsporterfahrung erlaubt werden.
Damit möchten wir aber nicht sagen, dass man erst nach z.B. 3 Jahren in die die Erfahrung einer Kampfsituation oder gar eines Wettkampfes kommen sollte. Es gibt schließlich viele Übungen und Arten des geregelten Sparrings, welche es den Kontrahenten erlauben, sich gegenseitig im Kampf zu üben und so die nötige Erfahrung, Koordination und Fitness aufzubauen.
Wir müssen es uns einfach bewusst machen:
Der Einsatz eines Schwertes als Hieb- und Stichwaffe birgt - trotz Schutzausrüstung - immense Gefahren. Gefahren, auf die ein ungeübter Kämpfer in den Sekundenbruchteilen, die ihm für eine Reaktion bleiben einfach nicht reagieren kann. Man darf einfach niemals vergessen, dass wir beim Freikampf mit einem Stahlschwert mit fast unverminderter Wucht aufeinander einschlagen, dass wir durch das Schwert oft den ganzen Körper nach vorne katapultieren (anders als bei vielen Fausthieben) und darüber hinaus mit einen unglaublich kleinen Punkt, unserer Schwertspitze aufeinander einstechen. Das ist trotz aller Schutzmaßnahem und spezieller Fechtwaffen extrem gefährlich und kann theoretisch nur von erfahrenen Kämpfern risikovermindert ausgeführt werden - wenn überhaupt! Damit gefährden unzureichend geübte Kämpfer sich, ihren Sparringpartner und auch den Verein, für oder in dem sie fechten.
Und was fast ebenso schwer wiegt wie lange Jahre antrainierte Reaktionen von Körper und Geist, ist das richtige Zusatztraining um gesund Kämpfen zu können. Kampfsportler, die Sparring oder Wettkampf betreiben, absolvieren mehrmals wöchentlich ein Training, das wesentlich umfangreicher als normales Technik- und Kampftraining ist. Sie bereiten ihren Körper mit Dehn-, Fitness-, Schnellkraft und Koordinationstraining, Fallschule, Ringen etc. auf die Kampfsituation vor - und das oft Jahrelang bevor sie in eine wirkliche freie Kampf- oder sogar Wettkampfsituation gestellt werden.
Und gerade dieses umfassende Training eines Kämpfers, ist etwas dass die meisten HEMA Kämpfer eher selten betreiben. Solange dieses Körpertraining nicht zum normalen Training eines HEMA Schülers gehört und zwar mindestens zwei Mal die Woche, wird die Verletzungsgefahr im Vollkontakt Freikampf immer hoch bleiben.
2. Keine optimale Schutzausrüstung
Wie oben im Text schon angesprochen, ist die Schutzausrüstung die gerade auf dem Markt erhältlich ist, bestenfalls ausreichend, meist jedoch lückenhaft und ungenügend. Die zahllosen gebrochenen Finger oder schwarzen Nägel in den Trainings oder Wettkämpfen beweisen es. Denn während Torso und Kopf (anscheinend) gut geschützt sind und die Wettkämpfe in diesen Punkten meist verletzungsfrei ablaufen können, so ist der Schutz der Hände das größe Problem.
Um "richtige" Fechttechniken mit dem Langschwert anzuwenden braucht es große Beweglichkeit in den Händen. Da aber Schläge auf die Finger diese innerhalb von Augenblicken brechen lassen, greift man auf stark gepolsterte Handschuhe zurück, die jedoch trotz großer Bemühungen noch lange nicht ausgereift sind.
Zum einen lassen sie kaum Bewegungsfreiheit zu - zum anderen ist der Schutz, den sie vor den extrem harten Treffern auf Finger und Hände bieten, in vielen Fällen nicht ausreichend. Gebrochene Finger, Kapselrisse sind vorprogrammiert, Blutblasen unter den Fingernägeln und blaue Fingernägel sind an der Tagesordnung.
Die Zukunft
Trotz dieser Probleme liegt uns der Freikampf sehr am Herzen. Daher ist Gladiatores ambitioniert, den Freikampf auf eine für die Teilnehmer sichere und professionelle Stufe zu heben. Zumindest, was die Ausbildung der Fechter betrifft. Wir können indes nur hoffen, dass die Technik der Schutzausrüstung sich weiter entwickelt.